Ausgesprochen schwierig Folge 4


 

In dieser Stotter Folge beantwortet Uli Haas Fragen zur Stotter-Therapie bei Kindern.

Liebe Uli, ich weiß, dass betroffene Eltern sehr verunsichert sind, wie sie mit dem Stottern des Kindes umgehen und wann sie Unterstützung einholen sollen. Denn die Meinung, dass zugewartet werden soll, ist doch noch sehr verbreitet. Daher:

  • Wann sollen Eltern zu einer LogopädIn gehen? Kann man sagen, dass die ersten Treffen erstmals eine Beratung sind?

Ich betone es immer wieder: Eltern sollen so früh wie möglich kommen, vor allem dann, wenn sie besorgt sind. Denn wenn sie Informationen erhalten, werden sie sicherer im Umgang mit dem Stottern.

  • Wann startet die eigentliche Therapie?

Vorerst gibt es ein Eingangsscreening, damit ich für mich abklären kann, ob das Kind und dessen Familie eine vertiefende Therapie oder nur begleitende Beratung benötigt.

  • Sind das regelmäßige Termine, so ein Mal pro Woche oder mit größeren Abständen?

Je nach dem: Bei begleitender Beratung sind es 4 – 5 Wochen Abständ, zwischendurch ist natürlich auch immer wieder telefonisches Rückfragen von Seiten der Eltern möglich.

Vertiefende Therapie soll wöchentlich oder/ und in 14-tägigien Abständen stattfinden, das hängt vom Schweregrad des Stotterns ab.

  • Was beinhaltet logopädische Therapie mit stotternden Kindern?

Logopädische Therapie beinhaltet ein lustvolles, altersadäquates „Erforschen“ der eigenen Symptomatik. Ein spielendes Üben, welches in der Familie gemeinsam vertieft wird.

Das gemeinsame Üben ist für Kindergarten -, aber auch noch Volkschulkinder, Voraussetzung. Es soll 5x in der Woche eine ¼ Stunde Zeit für ein Spiel genommen werden. Eltern sind dabei Modell, indem sie selber ein weiches, langsames, lockeres Sprechen vorzeigen.

„Mach deine Übungen“ – ist keine ausreichende Unterstützung für diese Altersgruppe! Es sollen Übungszeiten gemeinsam mit dem (Schul-)Kind besprochen werden.

Ziel ist, dass das weiche flüssige Sprechen so beherrscht wird, dass diese Art zu sprechen, in die Alltagssprache übernommen werden kann. Je besser alle Beteiligten über das Stottern informiert sind, desto eher ist ein angstfreies, selbstbewusstes, flüssiger werdendes Sprechen garantiert.

Wichtig erscheint mir darauf hinzuweisen, dass vor verschiedenen Festivitäten und gerade jetzt in der Vorweihnachtszeit die Vorfreude ein bisserl minimiert werden sollte. Denn manche Kinder, die zu Redeflussstörungen neigen, zeigen zu dieser Zeit oft vermehrte Symptome (Vorfreude = Spannung) oder weisen Rückfälle auf.

Ruhige Vorfreude, gemütliche Stunden ohne Hektik tut den Kindern und auch den Eltern gut.

  • Unterscheiden sich die Methoden von denen erwachsener Stotterer?

Ja, schon sehr. Das erklärt sich schon durch die Tatsache, dass erwachsene Stotternde meist schon eine lange Geschichte mit sich herumtragen. Je nach persönlicher Einstellung zum Stottern schaffen manche einen gelassenen Umgang mit der Problematik und sind neugierig geworden, was sie heute in einer Therapie umsetzen können und wollen, was ihnen im pubertierenden Alter zuwider war.

Manche wollen einfach mehr über das Stottern wissen und wollen an feinen Abstimmungen arbeiten.

Basis für eine gute Zusammenarbeit ist Empathie, Wertschätzung, Achtsamkeit und mutmachende Unterstützung im Suchen, des ganz persönlichen Weges des jeweiligen Klienten. Sei es ein Kind oder ein Erwachsener.

  • Was viele Eltern sicherlich interessiert: wie lange dauert so eine Therapie? Und wieviel kostet sie?

Auch hier kommt es wieder auf die Stärke der Problematik an. Bei mittelstarker Problematik würde ich sagen, ca. 1 Jahr, wobei Ferienpausen inkludiert sind. Für den Transfer macht es Sinn, in Kleingruppen noch weiter zu arbeiten.

Die Kosten sind unterschiedlich. Es gibt Kolleg*innen, die einen Kassenvertrag haben, das heißt, die Krankenkasse übernimmt die Therapie und dem Patienten entstehen keine Kosten.

Und es gibt  Wahllogopäd*innen. Hier kann die bezahlte Rechnung zur Teilrefundierung bei der jeweiligen Krankenkasse eingereicht werden.

Die Website unseres Berufsverbandes gibt darüber Aufschluss.

Liebe Uli! Ich möchte mich nochmals bei Dir sehr, sehr herzlich für Deine kompetenten Ausführungen, Deine Zeit und Deine Mühe bedanken!! Du hast das Thema Stottern in diesen vier Folgen interessierten Menschen verständlich näher gebracht. Danke!

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