Ausgesprochen feinsinnig!

Jede noch so kleine Veränderung im Mundraum wirkt irritierend: eine raue Stelle an einem Zahn, eine eingeklemmte Faser, das Loch, weil eine Füllung herausgefallen ist oder die kantige Ecke des abgebrochenen Stückchens Zahn.

Auch die Gräte in dem Bissen Fisch zu erkennen, ist großes Können und bewahrt uns vor Schlimmeren!

Was bedeutet das nun für ZahnspangenträgerInnen oder für ProthesenträgerInnen, die andauernd mit Änderungen im Mundraum zurecht kommen müssen?
Was bedeutet es für die Sprachentwicklung oder für das Sprechen?

  • ZahnspangenträgerInnen:

Auf Grund der oralen Stereognose, also der Fähigkeit noch so kleine Veränderungen im Mundraum mitzubekommen, ist es vollkommen normal, dass brackets, Zahnstellungsveränderungen, Druckveränderungen, Abstandsveränderungen soooooooo immens auf das Verhalten der Zunge wirken und den bekannten Ablauf stören. Das ist anstrengend und benötigt immer wieder eine Aktualisierung der Mundfunktionsmuster.

Es braucht Zeit, bis alles wieder reguliert abläuft und im besten Fall gibt es Unterstützung durch logopädische myofunktionelle Therapie*!

  • ProthesenträgerInnen:

Sprechen läuft meist unwillkürlich ab, da die Zunge gelernt hat, dass jeder Laut an einem bestimmten Platz gebildet wird. Wird dieses System geändert, z.Bsp. durch ein Implantat oder eine Zahnprothese, kann der Sprechablauf gestört werden.

Die Zischlaute „s“, „sch“, u.a. werden mit dem vorderen Anteil der Zunge gebildet und ist ein Zusammenspiel von geführtem Luftstrom und Zungenwiderstand. Eine Prothese in Form einer Schiene verändert den gewohnten Abstand und eine Gaumenplatte vermindert die Sensibilität der Zunge für die richtige Position beim Sprechen. So kann es zu Problemen bei der Zischlautbildung kommen.

Dies kann in jedem Alter in logopädischen Sitzungen nachjustiert werden, wobei für den Erfolg die Zusammenarbeit mit dem Kieferorthopäden empfehlenswert ist. Korrekturversuche in Eigenregie laufen oft in die falsche Richtung und sind selten von Erfolg gekrönt.

  • Für’s Sprechen:

In der kindlichen Entwicklung gibt es eine Phase in der das Kleinkind alles in den Mund nimmt und erforscht, abtastet und räumlich wahrnehmen lernt. DAS ist der Beginn für die so wichtige orale Stereognose! Denn für das Sprechen benötigen wir einen Sinn für die Feinbewegungen der Zunge und eine Orientierung im Mundraum.

In der logopädischen Therapie kommt es doch häufig vor, dass Kinder mit der Lautbildung Probleme haben. Dazu gibt es verschiedene Therapieformen, Übungen und Spiele.

Eine dieser Vorübungen können Sie gerne, auch mit der gesamten Familie, einmal ausprobieren! Alles was Sie dazu benötigen ist ein Päckchen Buchstabennudeln!

SPIELANLEITUNG:

Suchen Sie 4-5 deutlich unterschiedliche Buchstaben aus dem Päckchen.

Zum Beispiel: B  M  I  O  L

  1. Legen Sie das „B“ auf die Zunge, schließen Sie den Mund und ertasten Sie nun mit Zunge und Gaumen bei geschlossenem Mund die markanten Details des „B“.

Das wiederholen Sie nun mit den anderen Buchstaben.

  • Nun schließen Sie die Augen und jemand anderes legt einen der beübten Buchstaben auf Ihre Zunge. Los geht es mit dem Befühlen!

Können Sie den Buchstaben erkennen?

Eine Höchstleistung Ihres Mundraums!

Auch Tiere beherrschen diese Fähigkeit gefährliche Dinge aus dem Futter herauszufiltern: Orang Utans liebe Walnüsse! Diese werden von Ihnen samt Schale im Mund geknackt, dann das Nussstück mit der Zunge aus den Schalen herausgelöst und die Schalen wieder ausgespuckt.

Ähnliches konnte ich als Kind, zu meinem großen Vergnügen, bei unserem Hund beobachten!

“ Fleckerl“ mag keine Erbsen!

Meine Großmutter wollte ihn immer wieder gesund ernähren und mischte daher Erbsen unter sein Futter. Doch so groß konnte sein Hunger gar nicht sein, dass er die Erbsen beim ersten Bissen erspürte und während des Kauens einzeln links und rechts aus seinen Lefzen fallen ließ!

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